18.10.2017 | lissabon, portugal

netflix teilt mit, dass die runtergeladenen serien leider vom gerät gelöscht wurden. timeout. statt bloodline dann eben tatort. nach einem abend mit hannes jaenicke braucht es zum frühstück mal wieder pancakes. außerdem belohnt die kulisse, grünes heidekraut verziert die letzten meter bis zum meer, auf dem weiße wellen gleichmäßig an den strand rollen. dennoch bleibt das board heute trocken, statt dessen rollt abends der ball. vor der abfahrt nach lissabon aber noch schnell spülen. unter der stranddusche. an diesem ort offensichtlich ausnahmsweise eine schlechte idee, wie der besitzer der örtlichen bar unmissverständlich mitteilt. mehrmals. sorry, war dumm zu denken, dass man mit wasser auch geschirr spülen kann.

der bulli parkt zwischen einer reihe von angeln am fuße der christusstatue am tejo. ein perfekter stellplatz für eine nacht in der stadt. der rote bus unter der roten brücke. schönes bild. den anglern gefällt es auch, sie versprechen bis zum abend ein auge auf das rollende zuhause zu werfen. die stadt wird mit metro, fähre und zu fuß erkundet. entlang des flusses zum kleinen hafen, die verlassene stadt ist immer noch bunt, in den fischbuden ist dafür etwas mehr los als die tage zuvor. ob es daran liegt, dass der tejo heute deutlich mehr seegang hat?

nach einer kurzen aber wilden überfahrt braucht es erstmal einen galao. der schirm vor dem entspannten cafe bietet schutz vor dem einsetzenden nieselregen. menschen flüchten unter markisen oder in geschäfte, die pflastersteine in den straßen glänzen schon bald in weißem nass. zeit für einen zweiten kaffee. oder ein siebtes bier. denken sich die engländer in der kneipe nebenan, die sich bereits für das spiel heute abend warmtrinken.

die altstadt ist am nachmittag noch ziemlich verweist und rüstet sich für die restaurant- und barbesuchter, die am abend in die gassen einfallen werden. hier und da wird eine zigarette geraucht, obst und gemüse in die küchen getragen, es riecht nach kaffee und gebäck. fleischer bringen fleisch und fischer fisch, es wird gegrüßt und geflachst. eine oma hängt bunte wäsche auf eine leine, in einem winzigen wohnzimmer ziehen sich zwei jungs ihr rotes benfica-trikot über und öffnen die erste flasche bier. ein ganz normaler mittwoch im barrio alto.

langsam füllt sich die stadt mit portugiesischen und englischen fußballfans. fahnen werden gehisst, hier und da tönt ein gesang durch die engen gassen, in den kneipen gibt es nur ein thema. das spiel von heute abend. die anspannung steigt merklich, also schnell vor abfahrt richtung stadion noch einen snack. dafür gibt es keinen besseren platz als die markthalle am hafen. hier sucht man sich an diversen ständen allerlei köstlichkeiten aus und spült diese dann vor ort mit einem wein oder bier runter. sehr nett, sehr lecker, könnte allerdings auch new york, kapstadt oder stockholm sein.

das stadion ist ziemlich rot und ziemlich groß und liegt im stadtteil benfica. kaum zu glauben. menschenmassen pilgern aus der metro richtung flutlicht. sie stoppen immer wieder an zahlreichen verkaufsständen und fliegenden händlern, die vornehmlich bier, aber auch empanadas, hotdogs, burger und merchandise verkaufen. hier ein schnack, da ein plausch. eins hört man immer wieder aus den hitzigen diskussionen raus. benfica muss gewinnen, sonst wird es eng in gruppe a.

pünktlich um neunzeh uhr fünfundvierzig ortszeit ertönt die hymne der championsleague zum Einlauf der mannschaften. anpfiff. lissabon spielt besser, manchester wird der favoritenrolle anfangs nicht gerecht. die roten rennen und kämpfen und kämpfen und rennen, leider ohne erfolg. manu trifft glücklich nach einem freistoß zum eins zu null und kann die führung bis zum abpfiff retten. daran ändern auch die gesänge der sechzigtausend benficafans nichts, die das spiel überwiegend ruhig, zum schluss aber mit großer anspannung verfolgen.

zurück zum bulli durch den regen. in die metro, einmal umsteigen, raus aus der bahn, ein stück pizza auf die hand, rein in die fähre, über den fluss, entlang der kaimauer, durch das eiserne tor, vorbei an der verwunschenen stadt. der mond spiegelt sich im fluss, auf dem hügel leuchtet cristo rei. schiebetür auf, lichterkette an. zähneputzen, ein letzter blick aufs wasser, auf lissabon. heute nacht rauschen nicht die wellen im hintergrund, sondern der verkehr auf rote hängebrücke. so lange der rote bus rollt.

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