augen auf und da war er wieder. der angler von gestern nachmittag. zwei ruten sorgfältig an der kaimauer platziert, genau vor der frontscheibe des roten busses. also kaffee machen, wieder nach hinten fallen lassen und die erste stunde des tages damit verbringen, den mal wieder vom misserfolg gekrönten fischereiversuche des opas draußen zu beobachten. einmal zuckt die rute sogar und ein kleines fischähnliches ungetüm wird aus dem wasser gezogen. und sofort wieder reingeschmissen, das sah wirklich eklig aus. schimpfen hilft heute nicht, stattdessen wird eine dritte angel mit noch größeren würmern präpariert.
der kaffee ist leer, der bulli aufgeräumt, auf in den süden. vorbei am cristo rei, in amada auf die a2, setubal rechts liegen lassen, die autobahn richtung espanha links. bald steht in großem weiß auf blauem schild nur noch ein wort: algarve. vor der südküste aber noch einmal richtung westen. die sonne scheint überall und hier warten die verschlafeneren dörfer, einsamere buchten und die ein oder andere welle. die verbleibenden sechzig kilometer zwischen abfahrt und meer führen durch einen nationalpark, der sich als großes nichts herausstellt. endlose kleine straßen, hier mal ein baum, da mal ein feld, ein bisschen viehzucht. in der regel aber einöde. bis zum einsetzenden meeresrauschen an der küste.
in vila nova de milfontes gibt es eine panderia an der hauptstraße. im angebot ist ausschließlich kaffee. und drei gebäckstücke vom supermarkt nebenan. auf der veranda vor dem cafe sitzt ein bauchfreier bud spencer und schläft mit zigarette im mund. die asche bröckelt ihm auf sein hochgerutschtes t-shirt. ein tisch weiter unterhalten sich schweigend zwei opas. die restlichen stühle sind leer, ab und zu fliegt mal eine krähe vorbei. warum nicht, espresso und gebäck schmecken, nach einer weile wacht sogar bud auf und nuschelt ein paar worte. er sieht nicht glücklich aus dabei, vielleicht doch lieber gehen und den nachtisch woanders.
wo regen ist kommt auch oft schnell die sonne raus. in diesem fall genau vier häuser weiter auf der anderen straßenseite. eine kleine bäckerei mit zahlreichen herzhaften und süßen köstlichkeiten. empanadas, quiche, mandeltote und schokokuchen. bitte einmal alles. gibt es dann auch, für fünf euro zwanzig, zuckerschock gratis dazu. nach einem kurzen stop am strand dann die entscheidung, vila nova zu verlassen und einen ort weiter zu fahren. ein wenig kleiner und mit hafen. damit steigen die chancen auf frischen fisch zum abendessen. man hat ja auch heute noch nicht genug bekommen.
zambujeira do mar ist einfach nur schön. verschlafen, entspannt, trotzdem gibt es alles was man braucht. ein schlafplatz direkt am meer, einen kleinen supermarkt, ein paar cafes und restaurants und eine kleine wunderbare bucht mit gelbem sand. sonnenuntergang inklusive. der Wunsch nach frischem fisch wird auch erfüllt, die Köchin im kleinen restaurant am hafen bereitet eines ihrer geheimrezepte aus hecht, gambas, muscheln und geröstetem brot. serviert in einer auflaufform gefüllt mit tomatensoße und kräutern. hätte für das gesamte dorf gereicht.
zurück in der bucht parkt neben dem roten bus ein auto mit anhänger. und deutschem kennzeichen. euskirchen. die klappe des hängers ist nach hinten offen, ein licht brennt, musik läuft, ein topf mit pasta köchelt auf einer gasflamme. was von weitem wie eine deutsche würstchenbude erscheint, entpuppt sich aus der nähe als ein selbstgebauter campinganhänger. marcel, circa fünfzig, und yves, genau neunzehn, erkennen den roten bus samt nummernschild. sie strahlen über das gesamte gesicht und laufen freudig über den platz. „endlisch kölsche, loss mer wat drinke un schwaade.“
gesagt, getan. unterm sternenhimmel wird alles zusammengeschmissen was bulli und hänger hergeben, dazu unendliche geschichten aus euskirchen, zülpich und umgebung. marcel und yves sind ein komplett ungleichees paar, wissen das auch, und erzählen ohne punkt und komma. von ihren häusern samt gärten, selbstgebauten hollywoodschaukeln und ihrem Hund my [mü]. von morgendlichen kneipbädern im örtlichen see, yogakursen inklusive vorführung diverser übungen, zahnenden babys, dä queen mum, selbstgebauten carrerabahnen und tricks bei der frührente. zusammenhänge sind erstmal überflüssig, hauptsache es wird „jeschwaad“. offensichtlich haben die beiden dankbare zuhörer gefunden, die gläser sind jedenfalls immer voll, nie leer. als die letzte geschichte erzähllt ist und sich die erste anekdote wiederholt der absprung in den bulli. allerdigns nicht ohne sich für den nächsten morgen zur „tass kaff“ verabredet zu haben. „et jit schließlich noch vill zoh verzälle.“ so lange der rote bus rollt.
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