11.10.2017 | lissabon, portugal

parken am flughafen humberto delgado. für achtundvierzig stunden. ein perfekter platz, den tag mit einer kleinen inventur zu beginnen. bulli aufräumen, kühlwasser und ölstand checken. irgendeine lampe blinkt seit gestern. an ein paar kabeln rütteln, schellen festziehen. motor starten und laufen lassen, ab und zu mal weniger, mal mehr standgas. nach einer stunde nix im roten bereich, der lüfter springt an, wasser wird durch die kühlschläuche gepumpt. das lämpchen bleibt schwarz. beruhigend. rucksack mit dem nötigsten hab und gut gepackt, die dreckswäsche in eine intermarche-tüte und mit der metro in die stadt.

nun gut. bom dia lissabon. lisboa. lischboa. boabachtungen. im ubahn-netz herrscht linksverkehr. dafür riecht es in jeder station nach frischem popcorn. kinderschokolade heißt hier auch kinderschokolade. zumindest laut plakatwerbung. und der typ auf der verpackung sieht ziemlich unportugiesisch aus. dafür ziemlich deutsch. andere deutsche auch in der bahn. eine familie. mutter, vater, zwei söhne. alle vier mit smartphone in der hand. mit kameras. und rollkoffern. papa versucht davon zu überzeugen, die metro drei mal zu wechseln. plus busfahrt. mama findet das gar nicht witzig und möchte taxi fahren. die jungs schauen teilnahmslos und schreiben sich whatsapps. mit vielen emojis.

klamotten im hostel abschmeißen. dann wieder in die bahn, irgendeine. in irgendeine richtung, irgendwann und irgendwo aussteigen. marques de pombal. handy alle, gut so. treiben lassen, ohne karte, ohne reiseführer, jetzt auch ohne google maps. einfach mal rechts den hügel rauf. hügel runter. hügel rauf. die gassen werden enger, asphalt weicht kopfsteinpflaster. statt werbeplakaten hängt bunte wäsche an den balkonen. verzierende kacheln sind allerdings nur selten zu sehen. die straße am höchsten punkt der altstadt gleicht ein wenig einem londoner stadtteil. kensington vielleicht. oder fulham. überall kleine läden, eine drogerie neben burberry, ein selfmade klamottenlabel wird umringt von einem metzger und einer bäckerei. hier und da sitzt irgendwer auf der straße, trinkt kaffee oder wein. ein gemüsehändler preist seine ware an. ein obsthändler auch. überall wird gekifft. zwischendrin quietscht die berühmte tram.

rechs rein. bergab. tendenziell richtung fluss, schadet also nicht. noch verwinkelter, noch kleiner. keine bahn mehr, nicht mal autos würden durch die gassen passen. drucke an den hauswänden, hier und da ein restaurant oder eine bar, ein plattenladen, eine galerie. jedes straßenschild ist beklebt mit zahlreichen aufklebern, die sonne spiegelt sich in den fensterscheiben weiter oben. es geht steiler bergab, die gasse macht eine kurve, ein blick auf die rote brücke am horizont. und einen gelben kran. ganz lissabon ist eine baustelle. alles soll neu, obwohl gerade das alte seinen charme hat.

durch das straßengewirr vorbei an einer panderia, die bekannt vorkommt. das hostel liegt zwei straßen weiter. eingangstreppe rauf, sitzsack. den überdrehten typen am empfang ignorieren. yo man, yeah buddy. ein bier aus dem kühlschrank, notebook aufklappen, schreiben. dann und wann trifft ein neuer gast ein und hört sich die gleichen coolen anweisungen an, die heute mittag schon gegolten haben. andere menschen kriechen aus ihren betten und hängen auf den sofas ab. kommunizieren mit der großen weiten welt. digital. oder mit ihresgleichen. hier in echt. vielleicht später noch auf eine pizza. so lange der rote bus rollt.

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